kig Kultur in Graz. Plattform f?r interdisziplin?re Vernetzungsarbeit.

Lesen Programm Kulturarbeit Kurse Ausschreibung Jobs ausLage ?ber uns Links




´^` zurück    ! neu...     * alle kategorien


gegenzeiten

die anpassungswut erreicht immer allumfassendere ausmaße. das ist als solche längst keine neue erkenntnis mehr, verweist aber auf einen der vielen gründe – jenes kaleidoskops an möglichkeiten, bezügen und betrachtungssplitter, begegnungen und benennungen, aktualitäten und reflexionen – für die betitelung dieser kolumne. werden, in erster linie sogenannte junge, also nachwuchs.autorInnen, in interviews zu ihren arbeitsgewohnheiten befragt, häufen sich in den letzten jahren antworten wie: 'ich bin frühaufsteher/in, also am besten von 6 uhr morgens bis mittag, dann eine kurze pause, danach geht’s weiter, vielleicht ein kleiner spaziergang zwischendurch, sauerstoff, sie verstehen, aber ansonsten brauch ich meine fixen zeiten, anders funktioniert das nicht.' in dieser diktion wird die ernsthaftigkeit des eigenen tuns signalisiert, soll vermittelt werden, wie wenig das schreiben sich doch vom nine to five job – der längst ein seven to eight oder gleich eine six to ten hack'n ist – unterscheidet, ja diesen in pünktlichkeit und stechuhrrhythmus sogar noch übertrumpft. in der übererfüllung der scheinbaren anforderung, unter keinen umständen aus dem rahmen zu fallen, aus dem systematischen, keine exzesse, kein abweichen von der eingeübten tag/nachtverteilung, schön brav sein und tun was erwartet wird. funktionstüchtig. genau das ist es – was erwartet wird. bloss kein risiko, kein nicht kalkulierbares, das spekulieren auf unsere kosten überlassen wir lieber jenen, die wirklich etwas davon verstehen. den profis. ist doch – sicherer. vorbei die zeit der exzentrik, ist doch kindisch, sich so aufzuführen. das sind sie, die angstargumente, die bequemlichkeitsrechtfertigungen. ist nicht mehr en vogue, das an die grenzen gehen, und schon gar nicht drüber, weder die eigenen noch die der anderen oder jener der gesellschaftlich festgeschriebenen, nicht rational, nicht sparsam, nicht leistungsförderlich, oder zumindest nicht einer verwert.baren leistung zu.träglich. und über welche grenzen soll man schon gehen, wenn in abrede gestellt wird, dass solche überhaupt existieren? am limit bist du sowieso ständig, am anschlag, am drücker, am puls. die neuen grenzwälle heissen abschottung, gegen alle und jede, die nicht so sind wie du, bestenfalls gegenstudienobjekte für statistenzeichnungen der eigenen befindlichkeitsskizzen, gelesen als psychofragmente beim nächsten wettbewerb.

zwischenstunden, zwischensprachen


nichts anfangen können mehr mit nacht und den stunden des innehaltens, den momenten des still da stehens und nachklingen hören, der zuckenden lichter und versprengten gestalten, der wogenden ausgelassenheit und des schillernden rückzugs. jene magischen stunden des dazwischen, in denen sich in bars und cafés, auf straßen und hinterbänken, verschlungengenen parkwegen und knirschenden seitengassen jene treffen, die keinen schlaf finden, können oder wollen, deren arbeitszeiten eben begonnen haben und erst enden, wenn kreuzbrave bürger und bauern dem diktat des weckers folgen, egal ob digital, mit sonnenaufgangssimulator oder gleich zum halali zwingend, weil erst ruhe ist, wenn das ding wieder eingefangen wurde und sich der besitzer dafür erfolgreich aus dem bett gestürzt hat. nichts anfangen können mit den bunten neonlichtern der clubs, in denen bis zum morgengrauen nicht nur die beats die körper zum vibrieren bringen, oder den blinkenden brücken, die den boden unter den füssen noch immer schwanken lassen, oder die sanften dachlandschaften, die sich gegen einen himmel abzuzeichnen versuchen, der noch alle geheimnisse eines anbrechenden tages birgt. die gefahr wittern, jene des aus dem lot kommens, des abdriftens, des unsichtbaren und unsicheren – und daher schön auf der zugewiesenen lebensparzelle weiterspielen, wohl dressiert. keine über der tastatur verkeilten nächte, wie in trance die buchstaben auf den monitor gehämmert, jetzt und nur jetzt müssen sie text werden, keine ablenkungsmanöver und längst keine lippenumrandeten rotweingläser auf fehlenden untersetzern mehr, die ihre spuren auf brettern hinterlassen, die einmal sprache bedeuten. ist ohnehin out, spuren hinterlassen, zumindest bewusst gesetzte, ist nicht clean, nicht desinfiziert, nicht hochglanzmattgebürstet, im teuren stahlrohrgewinde. arbeit jenseits von arbeit. keine schwarzen ränder unter den nägeln oder den augen, professionell verwuschelter hairstyle und cocooning look, das ja. aber waschrillen an den händen, brüchige haarspitzen und zerschundene knie? geschwollene gelenke statt feingliedrig gemeisselte scheinzerbrechlichkeit? mit der tatsächlichen will man nichts anfangen können, ist womöglich ansteckend, so eine nicht knautschbare unflexibilität. so eine verbindlichkeit. also bloss keine nachtschicht einlegen, darüber sind wir längst raus. schön regel.mäßig in den trott fallen lassen, dann lassen sie dich auch nicht fallen. ganz bestimmt. aber sicher. geht gar nicht anders. würden sie doch nie.

realer möglichkeitsraum

marlene streeruwitz nennt es heranziehen von soldaten für die wirtschaft, und innere militarisierung und legt ein plädoyer hin, der suche nach der form raum zu geben. der konjunktiv, der nur in der literatur eine möglichkeit ist, die welt neu zu schaffen, weil er eben jenen raum eröffnet, jenseits der bildermacher neu zu denken. ein raum, dessen fehlen uns endgültig zu objekten werden ließe. die zeit vor tagesanbruch, in der die sprachen andere sein können, die bilder die schärfe ihrer konturen verlieren oder hundertfach gewinnen, die bausteine neu zusammengesetzt werden, in mühevoller oder furioser weise. eine zeit, in der sich anarchie und solidarität bei der hand nehmen und eben solche räume entstehen lassen können. jenseits des diktats der ressourceneffizienz, im widerstand zum räderwerk der eigenschuldverweise, als gegentext zur sprachmanipulation des und der neoliberalen. deshalb ist die nacht so gefährlich – für jene, die die ergebenheit in die festgelegten, eingedrillten rhythmen fordern. deshalb wollen sie sie immer und immer wieder sicherer machen, unter kontrolle bringen. zum schutz ihrer macht. die streifenwagen auf den parkwegen und den nächtlichen straßen, nicht zur verhinderung von verbrechen, sondern zum erhalt der bestehenden ordnung.  nacht.schicht – hinschauen, wo der vorhang sich einen spalt öffnet und für einen kurzen oder längeren moment eine andere idee entsteht, zwischen den stoffbahnen der dunkelheit umherstreifen und ihre ränder befühlen, verborgenes bewahren. umrisse nach- und selbst zeichnen, die die räume des konjunktiv sichtbar machen. weiterarbeiten, wo möglichkeiten aufblitzen und sprachen ihre realisierung bedeuteten.
evelyn schalk...




[Kolumne/nacht.schicht - evelyn schalk/01.07.2014]





    Kolumne/nacht.schicht - evelyn schalk


    16.12.2014 sich verlieren

    19.08.2014 zwischenreise

    01.07.2014 gegenzeiten

    #modul=kig_rotation##where aktiv=1# #modul=kig_rotation#

    Volltextsuche
    KiG! Mailingliste: @

    CROPfm

    <#no_bild#img src={bild}>{text}
    <#no_bildklein#img src={bildklein}> {headline}





    KiG! lagergasse 98a - A - 8020 graz - fon & fax + 43 - 316 - 720267 KiG! E-Mail.